
Rückschau zum Symposium
Future of Sustainable Future of Aquatic Ecosystems in honor of Prof. Patricia Holm
Die nachhaltige Zukunft aquatischer Ökosysteme steht zunehmend im Fokus der wissenschaftlichen Forschung, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen, die Umweltveränderungen für Fischpopulationen mit sich bringen. Das Symposium am 10. Januar 2025 beleuchtete diese Thematik aus verschiedenen Perspektiven und präsentierte Erkenntnisse aus jahrzehntelanger Forschung.
Den Auftakt machte Prof. Dr. Helmut Segner (Universität Bern) mit einem Vortrag über die Anpassungsfähigkeit von Fischen an Umweltstressoren. Faktoren wie Eutrophierung, Habitatverlust, Schadstoffe und steigende Wassertemperaturen beeinflussen Fischpopulationen erheblich. Eine zentrale Forschungsfrage war, ob sich Zellmorphologie als Indikator für Umweltqualität nutzen lässt. So zeigte sich beispielsweise, dass die Leberzellstruktur von Fischen je nach Nahrungszusammensetzung variiert, was wertvolle Rückschlüsse auf Umweltbedingungen und den Gesundheitszustand ermöglicht.
Ein weiteres zentrales Thema war der dramatische Rückgang der Forellenbestände in der Schweiz, insbesondere aufgrund der Proliferativen Nierenkrankheit (PKD). Während die Krankheit bei moderaten Temperaturen nur geringe Auswirkungen hat, führt der Temperaturanstieg infolge des Klimawandels zu massiven pathologischen Reaktionen und erhöhter Sterblichkeit. Dies verdeutlicht die enge Verknüpfung zwischen Umweltveränderungen und Fischgesundheit.
PD Dr. Philipp Hirsch (FHNW) stellte anschließend Forschungsergebnisse zu invasiven Fischarten vor, insbesondere zur Schwarzmundgrundel. Diese aus dem pontokaspischen Raum stammende Art wurde vermutlich durch Schiffsverkehr eingeschleppt und breitet sich in europäischen Gewässern rasant aus. In Schweizer Flüssen verdrängt sie zunehmend heimische Fischarten, insbesondere durch Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum. Interessanterweise zeigen Forschungen, dass nicht nur natürliche Ausbreitungswege, sondern auch menschliche Aktivitäten wie Aquaristik und Anglersport zur Verbreitung invasiver Arten beitragen.
Prof. Dr. em. Alexander Zehnder (ETH Zürich, Eawag-Wasserforschungsinstitut) betonte in seinem Beitrag die Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse für den Naturschutz und die Umweltpolitik. Die Forschungsergebnisse tragen nicht nur zum Verständnis des Artenrückgangs bei, sondern liefern auch wertvolle Ansätze für den Schutz der Biodiversität und eine nachhaltige Bewirtschaftung aquatischer Ökosysteme.
Ein weiteres wichtiges Thema des Symposiums war die Verschmutzung der Gewässer durch Mikroplastik. Prof. Dr. Linda Amaral-Zettler (Universität Amsterdam, NIOZ Royal Netherlands Institute for Sea Research) referierte über die sogenannte „Plastisphere“ – eine mikrobiellen Lebensgemeinschaft, die sich auf Plastikpartikeln im Wasser entwickelt. Ihre Forschung zeigt, dass Plastikverschmutzung nicht nur eine physische Bedrohung für Meereslebewesen darstellt, sondern auch als Träger für pathogene Mikroorganismen dient. Sie beleuchtete zudem die Möglichkeiten biologisch abbaubarer Kunststoffe, die langfristig zur Reduzierung des Plastikmülls beitragen könnten.
Prof. Dr. Patricia Holm (Universität Basel, MGU) reflektierte über die Entwicklung und Errungenschaften des Fachbereichs Mensch-Gesellschaft-Umwelt (MGU) in den letzten 20 Jahren. Sie hob die interdisziplinäre Forschung hervor, die sich insbesondere mit dem Rhein als „Labor vor der Haustür“ befasst, etwa in Bezug auf invasive Grundeln und Mikroplastikverschmutzung.
Im weiteren Verlauf wurde das Problem des Mikroplastiks in den Weltmeeren und selbst in entlegenen Regionen wie der Antarktis thematisiert. Forschungsergebnisse zeigten, dass Mikroplastikpartikel in antarktischen Oberflächengewässern, im Verdauungstrakt von Fischen und möglicherweise sogar in Kaiserpinguin-Küken vorkommen.
Ein weiteres spannendes Forschungsthema betraf antarktische Eisfische, die sich an extreme Umweltbedingungen angepasst haben. Dabei stellte sich die Frage, inwiefern diese Fische in der Lage sind, Schadstoffe wie Benzopyren abzubauen. Ergebnisse zeigten, dass ihre Enzyme zwar vorhanden, aber weitaus weniger aktiv als bei Forellen sind, insbesondere bei steigenden Temperaturen.
Das Symposium verdeutlichte die enormen Herausforderungen, denen aquatische Ökosysteme durch Umweltveränderungen, invasive Arten und Verschmutzung ausgesetzt sind. Gleichzeitig zeigten die Vorträge, wie interdisziplinäre Forschung zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen beiträgt. Besonders betont wurde die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit, um effektive Strategien zur Erhaltung der Biodiversität und zum Schutz der Gewässer zu entwickeln.
Die Veranstaltung endete mit einem Dank an alle Beteiligten sowie einem gemeinsamen Apéro, bei dem sich die Wissenschaftler:innen, Studierenden und Gäste weiter austauschen konnten.