Zukunftsdialog 2023: Netto Null
Am 14. September fand im Großratssaal des Rathauses der diesjährige Zukunftsdialog zum Thema "Netto-Null" statt.
"Netto Null" bezeichnet das Ziel, die durch menschliche Aktivitäten verursachten Treibhausgasemissionen so weit wie möglich zu reduzieren und den Rest vollständig zu kompensieren. Netto Null ist also notwendig, um den Klimawandel zu stoppen. Im diesjährigen "Zukunftsdialog" haben wir uns mit den Strategien zur Erreichung eines solchen Netto-Null-Ziels in der Schweiz, im Kanton Basel-Stadt und an der Universität Basel beschäftigt. Ausserdem haben wir die wirtschaftlichen und individuellen Auswirkungen von Netto Null diskutiert.
Net Zero - Was heisst das für die Schweiz?
Hannes Weigt und Jonas Savelsberg eröffneten den Diskurs mit einer Erkundung der aktuellen Klimasituation der Schweiz. Sie zeigten die wichtigsten Bereiche des Energieverbrauchs und der Emissionen auf und betonten die Dringlichkeit, bestehende Technologien wie Solar- und Windenergie, Methanreduktion, Biostrom, Wasserkraft und vieles mehr zu nutzen. Diese Technologien reduzieren nicht nur die Emissionen, sondern erweisen sich auch als wirtschaftlich tragfähig. Darüber hinaus beleuchten sie die oft übersehenen Nebeneffekte von Energie- und Mobilitätsänderungen, wie z. B. die Verbesserung des Verkehrs und der öffentlichen Gesundheit. Die Referenten betonten, dass "Netto-Null" in der Schweiz bedeutet, dass das Land seinen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten muss, den Ausbau der Photovoltaik und die Elektrifizierung des Verkehrs und der Heizung fördern muss, Pfadabhängigkeiten, Rückkopplungen und Co-Benefits bei seinen Maßnahmen berücksichtigen muss und die zentrale Rolle der Menschen in diesem Prozess nicht vergessen darf.
Klimaverantwortung: Die Klimastrategie der Universität Basel
Arne Menn und Jens Gaab beleuchteten die Strategiepläne der Universität Basel zur Integration von Nachhaltigkeit in das akademische Spektrum. Sie betonten die Notwendigkeit, die Forschung, die Lehre, den Campusbetrieb und den Geschäftsbetrieb der Universität auf die Nachhaltigkeitsziele auszurichten. Es wurden spezifische sektorielle Ziele skizziert, die den Energieverbrauch, die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln, graue Emissionen und mehr umfassen. Die Redner sprachen sich für die Integration von Negative Emission Technologies (NET), Offsetting und anderen Methoden aus, um einen realisierbaren Plan bis 2030 zu erstellen.
Die Klimaschutzstrategie – Basel auf dem Weg zu Netto-Null bis 2037
Till Berger präsentierte den Klimaschutz-Entwurf des Präsidialdepartements als Antwort auf das Abstimmungsergebnis, wonach Basel bis 2037 Netto-Null sein soll. Till Berger betonte den Fokus der Strategie auf die direkten und indirekten Emissionen. Er unterstrich den Ansatz, wo immer möglich, zuerst zu reduzieren statt zu kompensieren. Die Präsentation zeigte die Bedeutung von Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung für nicht realisierbare Emissionsminderungen, zum Beispiel bei der Müllverbrennung. Auch verwies Till Berger auf die positiven Nebeneffekte des Klimaschutzes, die sich in sauberer Luft, verbesserter Herz-Kreislauf-Gesundheit durch veränderte Mobilität und höhere Produktivität durch besser isolierte Gebäude niederschlagen.
Klimapolitik und Verteilung: Wen belastet Net Zero?
Frank Krysiak befasste sich mit der Frage der Kostenverteilung beim Klimaschutz. Er verwies darauf, dass Bedenken hinsichtlich der Kostenverteilung und ihrer Auswirkungen auf verschiedene sozioökonomische Gruppen im Diskurs über die Klimapolitik häufig geäußert werden. In einer Studie mit J. Velvart und N. Fricker untersuchten sie ein Szenario mit Abgaben auf Raumwärmekosten. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Haushalte in den unterschiedlichsten Konstellationen (Familien, Einpersonenhaushalte, Rentner usw.) durch solche Abgaben ähnlich belastet wurden. Haushalte mit geringerem Einkommen wurden nicht unverhältnismäßig stärker belastet, was auf erwartete Verhaltensänderungen, geringere Energiekosten und einen umverteilenden Pro-Kopf-Ansatz zurückzuführen ist. Das Team kam zu dem Schluss, dass Mittel für Klimainitiativen zur Verfügung stehen. Allerdings böeibt die Gewährleistung von Fairness durch eine gerechte Umverteilung ein wichtiger Aspekt.
Netto Null Lebensstile?
Iljana Schubert zeigte die möglichen Auswirkungen von Änderungen des Lebensstils auf, die für jeden Einzelnen erreichbar sind. Diese Anpassungen fallen in zwei strategische Kategorien: Umdenken (ohne Verzicht) und Reduzieren. Der erste Ansatz beinhaltet ein durchdachtes Überdenken des Verhaltens durch Fokussierung, Motivation, strukturelle Anpassungen und günstige Gelegenheiten, um zu zeigen, dass Veränderungen nicht als Verzicht angesehen werden müssen. Die Reduktionsstrategie beinhaltet die Steigerung der Effizienz und die Einbeziehung der Suffizienz, wobei Beispiele wie der Umstieg vom Auto auf ein Lastenfahrrad, die Förderung des gemeinschaftlichen Teilens und die Forderung nach entsprechenden baulichen Veränderungen wie spezielle Parkplätze und Straßen angeführt werden. Eine dritte Strategie besteht in der Kompensation, die nur dann in Betracht gezogen werden sollte, wenn keine anderen praktischen Alternativen zur Reduzierung oder Vermeidung von CO2 zur Verfügung stehen, was die Bedeutung der kollektiven gesellschaftlichen Zusammenarbeit für die Initiierung von Veränderungen unterstreicht.